Mal ehrlich, wenn du denkst, Indiana sei nur Maisfelder und Highway‑Kreuzungen, dann hast du Marion noch nicht erlebt. Die Stadt wurde 1822 gegründet, benannt nach dem legendären General Francis Marion, und hat seitdem mehr als ein paar Schichten Geschichte angesammelt – von der Eisenbahn-Ära bis zu den kleinen Aufständen der Prohibition, die hier fast schon Kultstatus haben. Ich fahre meistens mit dem Zug nach Indianapolis und springe dann in den Bus nach Marion; die Fahrt ist kein Luxus, aber sie lässt dich die weite Landschaft von Grant County richtig schätzen.
Was mir an Marion besonders gefällt, ist das ungeschönte Gefühl, dass hier jeder noch ein bisschen mehr Zeit hat – zumindest bis du merkst, dass das örtliche Diner das einzige Restaurant ist, das noch 24 Stunden geöffnet hat (kein Witz). Und ja, die „Marion Sehenswürdigkeiten“ sind nicht die typischen Touristenmagneten, die du in Reiseführern findest, sondern eher die kleinen, leicht übersehenen Ecken: ein altes Rathaus, das immer noch das Stimmungsbarometer der Stadt misst, und ein Friedhof, wo die Grabsteine mehr Geschichten erzählen als manche Stadtführungen.
Wenn du also Lust hast, ein bisschen Indiana-Charme zu inhalieren und dabei nicht von übertriebenen Werbeversprechen überrollt zu werden, dann schnapp dir dein Auto, folge der US‑35 und lass dich von Center Township überraschen – das ist das wahre Herz von Grant County.
Also, wenn du mich fragst, ist das erste, was ich dir über Marion zeigen will, das imposante Grant County Courthouse – ein echtes Monument aus Backstein und Stolz, das mitten im Stadtzentrum thront. Ich habe dort einmal ein Picknick auf den Stufen gemacht, weil das Wetter so schön war, und ehrlich gesagt, das ganze Getue um die „historische Architektur“ ist für mich nur halb so beeindruckend wie die Tatsache, dass du dort fast immer einen freien Parkplatz findest, solange du nicht am Freitagabend nach der Arbeit ankommst, dann wird das ein kleines Abenteuer.
Direkt neben dem Gerichtsgebäude liegt das Marion Cultural Center, ein umfunktioniertes Rathaus, das jetzt als Kunstgalerie und Veranstaltungsort dient. Ich verstehe den Hype um die wechselnden Ausstellungen nicht ganz, aber das Café im Erdgeschoss hat den besten hausgemachten Apfelkuchen der Stadt – kein Witz, das ist fast schon ein Grund, hier zu verweilen, bis die nächste Kunstausstellung eröffnet, die dann wieder nur ein paar lokale Maler zeigt, die ihre Kindheitsbilder ausstellen.
Wenn du ein bisschen frische Luft schnappen willst, schlendere zum Lincoln Park. Der See dort ist zwar nicht riesig, aber perfekt für ein kurzes Bad im Sommer, und die alten Eichen geben dir das Gefühl, du wärst in einem Film aus den 50ern. Ich habe dort einmal ein spontanes Straßenmusiker-Festival erlebt – ein Typ mit einer alten Gitarre, der „Take Me Home, Country Roads“ spielte, während ein paar Jogger vorbeihasten. Praktisch: Das Parkhaus ist kostenlos, aber nur, wenn du früh genug ankommst; nach 17 Uhr wird das Parken zur Geduldsprobe.
Ein weiteres Muss, das ich immer wieder erwähne, ist das Indiana Veterans' Museum. Die Sammlung von Uniformen und Medaillen ist nicht nur für Geschichtsinteressierte ein Highlight, sondern auch für alle, die gern ein bisschen über die echten Geschichten hinter den Fotos lesen. Ich war dort an einem regnerischen Dienstag, und das Personal hat mir extra ein altes Tagebuch aus dem Ersten Weltkrieg gezeigt – das war echt faszinierend, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich beim Lesen fast eingeschlafen habe.
Für die, die lieber in Bücherwelten abtauchen, ist die Marion Public Library ein ruhiger Rückzugsort. Ich habe dort einmal einen Lesekreis für lokale Autoren besucht, und die Atmosphäre war überraschend lebendig, trotz der knappen Sitzplätze. Das WLAN funktioniert zuverlässig, und das Personal ist immer bereit, dir ein gutes Buch zu empfehlen – meistens etwas, das du sonst nie in die Hand nehmen würdest.
Und ja, wenn du dich fragst, was hier sonst noch so los ist, dann schau dir die Marion Sehenswürdigkeiten im historischen Stadtzentrum an: die alten Backsteingebäude, das kleine Museum der Stadtgeschichte und die charmanten Cafés, die zwischen den Geschäften versteckt sind. Ich habe dort einmal einen alten Stadtplan gefunden, der zeigt, wie das alles vor hundert Jahren aussah – ein bisschen Nostalgie, die dich daran erinnert, dass nicht alles immer nur „neue Trend-Location“ sein muss.
Zum Schluss noch ein Tipp, der nicht in jedem Reiseführer steht: Wenn du am Wochenende in der Innenstadt bist, halte Ausschau nach dem kleinen Flohmarkt am Rathausplatz. Dort gibt es nicht nur antike Schallplatten, sondern auch die besten hausgemachten Marmeladen, die du je probiert hast – und das alles, während du dich fragst, warum du nicht schon früher hier warst.
Der erste Halt meiner kleinen Odyssee war das Mississinewa Reservoir, ein breiter, leicht schimmernder See, der sich wie ein Spiegel über die Felder erstreckt und jedem, der ein bisschen Geduld mitbringt, ein paar fette Wobbegongs (Catfish) und ein bisschen Bass verspricht. Ich kam an einem sonnigen Samstagnachmittag an, parkte am Hauptausfahrt‑Parking – das ist meistens ein Klacks, außer wenn das lokale Angler‑Kollektiv beschließt, gleichzeitig ihre Boote zu starten – und schlug mein Zelt auf, weil ich das Gefühl hatte, das Wasser würde mich besser verstehen als jede Stadtbibliothek. Während ich den Köder auswarf, hörte ich das entfernte Kreischen einer Möwe, das fast so laut war wie das Kreischen meiner Nachbarn, die sich über die laute Musik aus dem Grillplatz beschwerten. Das war ein perfektes Beispiel dafür, dass Natur und Mensch hier in einem leicht nervigen, aber charmanten Tanz zusammenkommen.
Ein kurzer Sprung nach Osten brachte mich nach Sweetser, wo das alte Eisenbahndepot wie ein verrosteter, aber stolzer Veteran aus einer anderen Ära wirkt. Das Gebäude ist jetzt ein Mini‑Museum, das mehr über die lokale Schienen‑Geschichte verrät, als ich je für nötig hielt – von rostigen Schwellen bis zu vergilbten Fahrplänen, die ich mit einem Finger überblätterte, während ein älterer Herr, der offenbar seit 1972 dort arbeitet, mir erzählte, dass er den letzten Zug nach Indianapolis noch persönlich verabschiedet hat. Das Parken ist ein kleines Feld hinter dem Depot, das meistens frei ist, solange man nicht am ersten Freitag des Monats kommt, wenn das Sweetser‑Fest die Straße blockiert. Ich habe dort ein altes, aber funktionierendes Fernglas gefunden und damit die vorbeifahrenden Züge beobachtet – ein bisschen wie ein Kind, das im Kino Popcorn knabbert, nur dass das Popcorn hier aus rostigen Schienen besteht.
Weiter südlich, fast wie ein geheimer Scherz der Landkarte, liegt die Fairmount Speedway. Wer dachte, dass Indiana nur Maisfelder und Quietsche-Enten hat, irrt sich gewaltig. Die ¼‑Meile‑Dirt‑Track‑Bahn ist ein pulsierendes Herz aus Gummi, Benzin und lauter Motoren, das jeden Freitagabend zum Leben erwacht. Ich kam gerade rechtzeitig, um den ersten Quali‑Rennen zu sehen, und musste feststellen, dass das Parken hier ein kleines Schlachtfeld ist – ein paar alte Pick-up‑Trucks, ein paar Wohnwagen und ein Haufen von Menschen, die sich gegenseitig mit Bierflaschen anfeuern. Ich habe mich auf einen leeren Platz am Rand gesetzt, das Geräusch der Motoren war so laut, dass ich fast dachte, das ganze Dorf würde zusammenbrechen, und doch war da diese eigenartige, fast poetische Schönheit, die nur ein echter Motorsport‑Fan verstehen kann. Und ja, das Essen dort ist nicht gerade Gourmet, aber ein frisch gebackener Hot‑Dog schmeckt nach Sieg, wenn man gerade einen Wagen über die Ziellinie fliegen sieht.
Ein kurzer Abstecher nach Milan – nicht zu verwechseln mit dem italienischen Modeparadies – brachte mich zu dem Ort, an dem das „Milan Miracle“ 1954 die Welt eroberte. Das kleine Baseballfeld, das heute als Milan Little League Field bekannt ist, hat immer noch das alte, leicht verwitterte Schild, das den Sieg verkündet, und ein kleines Museum, das die Geschichte des Teams bewahrt. Ich stand dort, während ein lokaler Trainer einem jungen Jungen erklärte, dass das Geheimnis des Erfolgs nicht im Schläger, sondern im Herzen liegt. Das Parken ist ein einfacher Parkplatz hinter dem Feld, der meistens frei ist, es sei denn, das jährliche „Milan Baseball Festival“ läuft – dann wird es ein bisschen eng, aber das ist Teil des Charmes. Ich habe dort ein altes Baseball‑Trikot gefunden, das noch den Staub der 1950er trägt, und das hat mich daran erinnert, dass manche Legenden nie wirklich veralten.
Nur ein paar Kilometer weiter, entlang des Mississinewa River, erstreckt sich der Milan Riverwalk. Dieser schmale Pfad, gesäumt von Bäumen, die im Herbst ein Feuerwerk aus Rot‑ und Gelbtönen entfalten, ist perfekt für einen ruhigen Spaziergang, wenn man dem Lärm der Stadt entfliehen will. Ich habe dort ein altes, halb verrostetes Fahrrad gefunden, das jemand offenbar am Ufer abgestellt hatte, und habe es kurzerhand repariert – ein kleiner Triumph, der mich daran erinnerte, dass man hier nicht nur die Natur, sondern auch ein Stück vergessene Geschichte wieder zum Leben erwecken kann. Das Parken ist ein kleiner Parkplatz am Ende des Weges, der meistens leer ist, außer an warmen Sommertagen, wenn Familien hier picknicken. Ich habe dort ein Picknick mit lokalen Käsewürfeln und Apfelkuchen genossen, während ich den Fluss beobachtete, der gemächlich vorbeizog, als würde er die Geschichten aller Besucher in sich aufnehmen.
Wenn man nach einem kleinen, aber feinen Ausflug aus dem Alltag sucht, bieten die Umgebung von Marion, Center Township, Grant, Indiana mehr als genug Stoff für ein Abenteuer – von stillen Seen über staubige Rennstrecken bis hin zu historischen Bahnhöfen und legendären Baseballfeldern. Und obwohl ich nicht jeder Touristen‑Checkliste folge, kann ich mit Sicherheit sagen, dass diese Orte das Herz von Marion Sehenswürdigkeiten bilden, die man nicht verpassen sollte, wenn man das echte Indiana erleben will.
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