Was Gary Sehenswürdigkeiten so besonders macht, ist die eigenwillige Mischung aus rostiger Industriegeschichte und überraschend lebendiger Gegenwart, die mich jedes Mal wieder zum Staunen bringt, wenn ich durch die Straßen von Calumet Township schlendere. Ich erinnere mich, wie ich als Kind die alten Stahlwerke am Ufer des Lake Michigan sah – einst das Rückgrat der amerikanischen Fertigung, heute stille Zeugen einer Ära, die mehr als nur Stahl produzierte: Gemeinschaft, Stolz und ein Hauch von Unverwüstlichkeit. Wer sich hierher wagt, spürt sofort den rauen Charme, der von den Backsteingebäuden bis zu den verblassten Werbetafeln reicht.
Ein kurzer Abstecher mit dem Bus von Chicago (die Linie 30 fährt direkt nach Gary) führt dich mitten ins Herz des Viertels, wo ich gern in einem kleinen Diner eine Tasse Kaffee genieße und den Blick auf das alte Hafenbecken werfe – ein Ort, den Touristen selten beachten, den ich aber als das wahre Pulsieren der Stadt empfinde. Ich verstehe den Hype um die großen Museen nicht ganz, aber die kleinen, von Einheimischen betriebenen Galerien entlang der 4th Street haben für mich mehr Seele. Und wenn du das nächste Mal über den Highway 12 fährst, halte kurz an, atme die kühle Brise vom See ein und lass dich von der stillen Größe dieser Stadt einfangen – das ist das wahre Gary, das ich immer wieder entdecke.
Die Geschichte von Gary beginnt lange vor dem ersten Stahlrohr, das hier im 20. Jahrhundert aus dem Boden gehoben wurde – und das merkt man sofort, wenn man den alten, leicht rostigen Zaun am Eingang des Gary Works überquert. Ich habe dort einmal einen zufälligen Rundgang mit einem ehemaligen Schichtleiter gemacht, der mir erklärte, dass die gigantischen Hallen zwar nicht mehr die volle Produktion laufen lassen, aber das Echo der Maschinen immer noch durch die Betonwände hallt. Parken ist meistens einfach, außer am Samstagabend, da wird es ein echtes Problem, weil dann die „Steel‑Fans“ aus ganz Indiana anrücken.
Ein kurzer Spaziergang führt dich zum Marquette Park, dem einzigen echten Grünstück, das noch ein bisschen von der einstigen Pracht der Stadt atmet. Dort gibt es einen kleinen See, an dem Enten schnattern, und ein altes Amphitheater, das gelegentlich für lokale Bands geöffnet wird – kein Witz, das ist tatsächlich ein beliebter Spot für Indie‑Acts aus Chicago, die den günstigen Eintritt schätzen. Ich habe dort im Sommer ein Picknick mit Freunden gemacht, und während wir uns über die Hitze beschwerten, kam ein älterer Herr mit einem Fernglas vorbei und erzählte von den „großen Konzerten“ der 70er, die hier stattfanden. Das ist das echte Gary‑Feeling, das man nicht in Reiseführern findet.
Wenn du doch ein bisschen Kultur suchst, wirf einen Blick in die Gary Public Library. Das Gebäude ist ein architektonisches Relikt aus den 1930er‑Jahren, und die Regale sind voll mit lokalen Zeitungen, die du sonst nirgendwo bekommst. Ich habe dort ein altes Fotoalbum entdeckt, das die Stadt im Aufschwung zeigt – ein bisschen nostalgisch, aber auch ein Hinweis darauf, warum manche Einheimischen immer noch an den „goldenen Tagen“ festhalten. Das Personal ist freundlich, aber nicht übertrieben begeistert, was ich als erfrischend ehrlich empfinde.
Ein weiteres Highlight, das ich nicht verschweigen will, ist das Miller Beach. Ja, das ist technisch gesehen ein Teil von Gary, und es ist einer der wenigen Orte, an denen du das Wasser des Lake Michigan ohne den üblichen Menschenmassen aus Chicago genießen kannst. Der Sand ist zwar etwas grobkörnig, aber das macht den Charme aus. Ich erinnere mich, wie ich dort mit einem alten Surfbrett, das ich von einem Freund geliehen hatte, fast die Wellen erwischt habe – das Ergebnis war eher ein nasser Sturz, aber das Lachen meiner Begleiter war unbezahlbar.
Für die, die lieber auf Rädern unterwegs sind, gibt es den Calumet Trail, der entlang der Uferpromenade des Lake Michigan führt und sich perfekt für eine entspannte Radtour eignet. Der Weg ist gut ausgebaut, und du kannst unterwegs an kleinen Kunstinstallationen vorbeikommen, die von lokalen Künstlern gestaltet wurden. Ich habe dort einmal einen alten Fahrradkurier getroffen, der mir erzählte, dass er früher Pakete zwischen Gary und Chicago transportierte – ein Job, der heute kaum noch existiert, aber die Geschichten sind Gold wert.
Ein bisschen abseits der üblichen Pfade liegt das Lake County Fairgrounds. Hier finden das ganze Jahr über Messen, Flohmärkte und das alljährliche County‑Fair statt. Ich habe dort im Herbst einen Stand mit handgefertigten Lederwaren entdeckt, die von einem ehemaligen Stahlarbeiter hergestellt wurden – ein perfektes Beispiel dafür, wie Gary seine industrielle Vergangenheit in kreative Gegenwart verwandelt. Das Parken ist dort immer ein Chaos, aber das ist Teil des Charmes, wenn man die Menschenmassen und das Duft von gebrannten Mandeln in der Luft spürt.
Natürlich darf man das Gary/Chicago International Airport nicht vergessen, das zwar nicht gerade ein Touristenziel ist, aber für Reisende, die schnell in die Stadt kommen wollen, praktisch ist. Ich habe dort einmal einen Flug verpasst, weil das Personal zu freundlich war und mich zu einem Kaffee einlud – kein Witz, das war das freundlichste „Entschuldigung, wir haben Sie verpasst“-Erlebnis, das ich je hatte.
Zum Abschluss meiner kleinen Tour durch die Stadt möchte ich noch die Gary Aquatic Center erwähnen. Das Schwimmbad ist nicht gerade ein architektonisches Wunder, aber es ist sauber, das Wasser ist warm und es gibt einen kleinen Kiosk, der erstaunlich gute Hot Dogs serviert. Ich habe dort an einem heißen Sommertag mit ein paar Einheimischen Badminton gespielt – das war ein echter Gary Sehenswürdigkeiten-Moment, weil es zeigt, dass das Leben hier trotz aller Herausforderungen weitergeht.
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