Mal ehrlich, wenn ich das Wort „Charleston Sehenswürdigkeiten“ höre, denke ich zuerst an die staubige Geschichte dieses kleinen Mittelpunkts im Herzen von Illinois, nicht an den Glamour einer Küstenstadt. Gegründet 1830, wurde Charleston schnell zum County Seat von Coles County und entwickelte sich um das damals noch junge Charleston Township herum – ein Stück Land, das heute mehr Studenten als Bauern hat, dank der Eastern Illinois University, die das Stadtbild wie ein bunter Fleck in einer sonst grauen Prärie prägt.
Ich fahre gern mit dem I‑57 von Bloomington aus, weil die Fahrt durch endlose Maisfelder fast hypnotisch wirkt, und dann bremse ich kurz am Highway 45, um das erste „echte“ Charleston-Gefühl zu schnappen: das leise Summen der Uni‑Campus‑Bikes, das gelegentliche Quietschen einer alten Scheune, die noch immer als Lager für landwirtschaftliche Geräte dient. Der Charme liegt nicht im Glanz, sondern im Kontrast zwischen historischer Innenstadt und den modernen Studentenbars, die mehr Energie haben als das ganze Township zusammen.
Ein Spaziergang über den alten Courthouse-Platz lässt mich an die 1840er Jahre denken, als Richter noch mit Federkielen schrieben und das Gerichtsgebäude das Zentrum aller Gerüchte war. Heute sitzt dort ein Café, das angeblich den besten Kaffee der Region serviert – ich verstehe den Hype um den „latte art“ nicht ganz, aber das süße Aroma ist echt super.
Wenn du dann doch ein bisschen Natur willst, wirfst du einen Blick auf den nahegelegenen Lake Charleston, wo Einheimische im Sommer ihre Boote anlegen. Der See ist nicht gerade ein Nationalpark, aber er bietet genug Ruhe, um nach einem Tag voller „Charleston Sehenswürdigkeiten“ die Seele zu beruhigen, bevor du wieder zurück in den Trubel der Uni‑Straßen stolperst.
Ich muss gleich zu Beginn gestehen, dass das, was ich hier als meine Top‑Sehenswürdigkeit bezeichne, nicht irgendein überteuerter Touristenmagnet ist, sondern das ehrwürdige Old Main der Eastern Illinois University – ein Backsteingebäude, das aussieht, als hätte es die 1900er Jahre überlebt, weil es einfach zu stolz war, sich zu verabschieden. Ich habe dort einmal im Herbst ein Seminar besucht, und während ich versuchte, dem Professor zu folgen, habe ich mich in den riesigen, von Efeu umrankten Fluren verlaufen – ein perfektes Beispiel dafür, dass Geschichte nicht nur an den Wänden hängt, sondern dich auch physisch verwirrt. Parken ist meistens einfach, solange du nicht am Montagmorgen nach dem ersten Vorlesungsblock ankommst; dann verwandelt sich das kleine Parkplatzgelände in ein Schlachtfeld aus Studenten, die nach dem letzten Kaffee suchen.
Ein kurzer Spaziergang (oder ein schneller Radschlag, wenn du dich sportlich fühlst) führt dich zum Charleston City Park, einem dieser grünen Oasen, die man in einer Kleinstadt fast als selbstverständlich ansieht, aber hier tatsächlich funktionieren. Der See im Zentrum ist nicht gerade ein kristallklarer Alpensee, aber er spiegelt die umgebenden Bäume so schön, dass du fast vergisst, dass du gerade mitten im Mittleren Westen bist. Ich habe dort einmal ein Picknick mit Freunden gemacht, und während wir uns über die „großartige“ Stadtplanung lustig machten, kam ein Entenfamilie vorbei, die uns mit einem fast schon arroganten Schnattern begrüßte – kein Witz, das war fast schon ein kleines Theaterstück.
Wenn du genug von Natur hast und lieber etwas über die Geschichte der Gegend erfahren willst, dann ist das Coles County Historical Museum genau das Richtige. Das Museum ist in dem alten Gerichtsgebäude untergebracht, das so aussieht, als hätte es schon mehr Verhöre überlebt, als es Gerichtsverhandlungen gab. Ich habe dort eine Ausstellung über die Eisenbahn im 19. Jahrhundert gesehen, und während ich durch die staubigen Schienenmodelle schlenderte, kam mir der Gedanke, dass die Stadt wohl mehr Eisenbahn‑Nostalgie hat als aktuelle Zugverbindungen – ein kleiner Widerspruch, den ich aber charmant finde. Das Parken hinter dem Museum ist ein bisschen ein Labyrinth, aber wenn du den kleinen, verwitterten Holzschild „Museum Parking“ findest, bist du auf der sicheren Seite.
Ein weiteres Juwel, das ich immer wieder gern erwähne, ist die Charleston Public Library. Das Gebäude ist ein klassisches Beispiel für die „Stadtbibliothek aus den 1930ern“, komplett mit hohen Fenstern und einer Lesesälecke, die so gemütlich ist, dass du fast vergisst, dass du eigentlich nur kurz ein Buch ausleihen wolltest. Ich habe dort einmal ein Buch über lokale Legenden ausgeliehen und dabei den Bibliothekar erwischt, der mir mit einem leicht genervten Lächeln erklärte, dass das Buch „nicht mehr im Regal ist, weil es von jemandem zu oft gelesen wurde“. Praktisch: Das Parken ist direkt vor der Bibliothek, aber am Wochenende kann es dort schnell voll werden, weil die Stadt dann ihre „Kunst‑und‑Kultur‑Märkte“ abhält.
Für alle, die das echte Stadtleben schmecken wollen, ist ein Abstecher in die downtown Main Street unverzichtbar. Hier reihen sich kleine Boutiquen, ein Café, das behauptet, den besten Cappuccino im ganzen County zu servieren, und das alte Kino, das noch immer „klassische“ Filme zeigt – ja, das ist wirklich ein Ort, an dem du einen Film aus den 1950ern sehen kannst, während du Popcorn von Hand knabberst. Ich habe dort einmal einen Regenschirm vergessen und musste ihn erst am nächsten Tag im Schaufenster des Antiquitätenladens wiederfinden; das Personal hat mich mit einem Augenzwinkern darauf hingewiesen, dass das „Verloren‑und‑Gefunden‑System“ hier quasi ein lokales Wahrzeichen ist.
Ein bisschen abseits des Trubels, aber trotzdem ein fester Bestandteil der Charleston Sehenswürdigkeiten, ist die St. Mary’s Catholic Church. Die Kirche ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein architektonisches Statement: hohe Gewölbe, farbige Glasfenster, die das Licht in ein fast schon sakrales Farbspiel tauchen. Ich war dort einmal bei einer Hochzeit, und während die Braut in einem Meer aus Rosen stand, dachte ich mir, dass das hier wohl das einzige Mal ist, dass ich mich wirklich nach einem Glas Sekt sehne, das nicht aus einer Kneipe stammt. Die Parkplätze hinter der Kirche sind klein, aber wenn du früh genug ankommst, bekommst du einen Platz ohne das übliche „Kampf‑um‑den‑Platz“-Drama.
Zu guter Letzt, für die, die noch ein bisschen Bewegung wollen, empfehle ich den Spoon River Trail. Der Radweg folgt dem Flusslauf und bietet einen ruhigen Rückzugsort vom Stadtlärm – zumindest, wenn du nicht gerade von einem Jogger überholt wirst, der lautstark seine Playlist diskutiert. Ich habe dort einmal ein paar Stunden verbracht, um den Sonnenuntergang zu fotografieren, und während ich versuchte, das perfekte Bild zu erwischen, kam ein älteres Ehepaar vorbei, das mir erklärte, dass sie den Trail seit über 20 Jahren nutzen und dass das „beste“ am Weg die „Stille“ sei – ein bisschen ironisch, wenn man bedenkt, dass ich gerade von einem lauten Fahrradhelm begleitet wurde.
Der erste Ort, den ich jedem Neuling ans Herz legen muss, ist das Lincoln Log Cabin State Historic Site, das nur ein paar Meilen südlich von Charleston liegt und überraschend gut erhalten ist – ein Stück Geschichte, das nicht von Touristenmassen erstickt wird. Ich habe dort einen verregneten Nachmittag verbracht, während ich versuchte, das alte Holz zu entziffern, das angeblich von Abraham Lincoln selbst gehackt wurde; die Führung war trocken, aber die Atmosphäre hat etwas von der rauen Pionierzeit, das man sonst nur aus Hollywood kennt. Parken ist fast immer ein Klacks, solange man nicht am Samstagmorgen kommt, dann wird das Feld voller Familien mit Picknickkörben zu einem kleinen Schlachtfeld.
Ein kurzer Abstecher nach Süden führt direkt zum Charleston State Park, wo das Grün so satt ist, dass man fast das Gefühl hat, in einem Werbespot für Outdoor-Equipment zu stehen. Ich habe dort ein paar Stunden mit meinem Fahrrad verbracht, die Wege sind gut markiert, und das Badesee ist im Sommer ein echter Magnet – kein Witz, das Wasser ist klar genug, um die Unterwasserwelt zu sehen, obwohl die meisten Besucher eher nach einem kühlen Getränk am Strand suchen. Das Besucherzentrum hat ein kleines Café, das überraschend gutes Eis serviert, und das Personal ist freundlich, wenn auch ein bisschen zu eifrig, wenn man nach „historischen Fakten“ fragt.
Wenn man genug von Grünflächen hat, lohnt sich ein Abstecher zum Kaskaskia River State Fish and Wildlife Area, etwa 20 Minuten westlich. Hier gibt es mehr Enten als Menschen, und das ist genau das, was ich an solchen Orten schätze – Ruhe, die nur von Quaken und gelegentlichem Anglergeräusch unterbrochen wird. Ich habe dort zum ersten Mal versucht, einen Hecht zu fangen, und obwohl ich nur einen kleinen Barsch an die Leine bekam, war das Erlebnis trotzdem befriedigend. Die Parkplätze sind rustikal, keine überdachten Hallen, aber das ist Teil des Charmes; ein kleiner Hinweis: das Betreten des Wassers ist nur an ausgewiesenen Stellen erlaubt, sonst gibt’s Ärger mit den Aufsehern.
Ein wenig weiter nördlich liegt das Vermilion River State Park, das sich über mehrere Kilometer erstreckt und ein Paradies für Wanderer und Vogelbeobachter ist. Ich habe dort eine Wanderung gemacht, die mich durch dichte Buchenwälder und über offene Wiesen führte – ein Mix, der selten in einem einzigen Park zu finden ist. Die Wege sind gut gepflegt, aber die Beschilderung kann manchmal verwirrend sein, also sollte man ein GPS dabei haben, sonst endet man schneller im Nirgendwo als im Ziel. Das Besucherzentrum bietet eine kleine Ausstellung über die lokale Flora, die ich überraschend informativ fand, obwohl ich eher ein Fan von praktischen Tipps war.
Ein weiteres Highlight, das man nicht übersehen sollte, ist das Coles County Fairgrounds, das das ganze Jahr über verschiedene Events beherbergt – von der jährlichen County Fair im Sommer bis zu Flohmärkten und Konzerten im Herbst. Ich habe dort das erste Mal einen lokalen Rockband-Act erlebt, und obwohl die Akustik in der Halle nicht perfekt war, hat die Stimmung das mehr als wettgemacht. Parken ist hier ein Kinderspiel, weil das Gelände riesig ist, aber an den Hauptveranstaltungstagen kann es zu einem kleinen Chaos kommen, wenn alle gleichzeitig ankommen.
Zu guter Letzt sei noch das Horner Museum of Natural History erwähnt, das zwar technisch gesehen in der Stadt liegt, aber sein weitläufiges Gelände erstreckt sich bis in die ländlichen Randgebiete. Ich habe dort eine Sonderausstellung über die prähistorischen Fossilien der Region gesehen, die mich mehr beeindruckt hat als jede moderne Kunstinstallation. Das Museum hat einen kleinen Parkplatz hinter dem Gebäude, der meistens frei ist, solange man nicht zur Schulzeit kommt, wenn die Klassenfahrten das Gelände füllen.
Ob Sie nun ein Geschichtsfan, Naturliebhaber oder einfach nur ein bisschen Abwechslung vom Stadtleben suchen – die Umgebung von Charleston bietet eine bunte Mischung aus Log Cabins, State Parks und lebendigen Fairgrounds, die alle ihren eigenen Charme besitzen. Und wenn Sie am Ende Ihrer Tour nach einem Wort suchen, das das Ganze zusammenfasst, dann sind es eben die Charleston Sehenswürdigkeiten, die diesen kleinen Flecken Illinois zu einem überraschend vielseitigen Reiseziel machen.
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