Was Mulberry Sehenswürdigkeiten so besonders macht, ist die stille Art, mit der ein kleines Dorf in Ohio Geschichte atmen lässt, während es gleichzeitig versucht, nicht völlig im Schatten von Cincinnati zu verschwinden. Ich erinnere mich, wie ich das erste Mal über die alte Hauptstraße fuhr – ein Stück Asphalt, das seit den 1800er‑Jahren kaum verändert wurde, gesäumt von den einstmals prächtigen Mulberry‑Bäumen, nach denen das Dorf benannt wurde. Die Gründung geht zurück auf das Jahr 1815, als Pioniere das Gebiet im heutigen Miami Township erschlossen und später 1865 die offizielle Gemeinde ins Leben riefen. Wer hierher kommt, merkt schnell, dass die Einwohner stolz auf ihr Erbe sind, aber auch ein bisschen genervt von den Touristen, die nach „authentischem“ Landleben suchen.
Ein kurzer Abstecher auf die State Route 32 bringt dich aus dem Trubel der Metropole heraus; die Anfahrt ist ein Katzensprung von der I‑275, und wenn du Glück hast, erwischt du einen der wenigen Clermont County Transit‑Busse, die hier noch halten. Ich verstehe den Hype um die „rustikalen Cafés“ nicht ganz – das eine Lokal serviert nur Kaffee, der andere versucht, ein Gourmet‑Frühstück zu verkaufen, das eher nach Marketing klingt. Trotzdem, wenn du das echte, leicht verschmitzte Flair von Mulberry erleben willst, ist das Dorf genau der richtige Ort, um ein paar Stunden zu verlieren, bevor du wieder zurück in die Großstadt flüchtest.
Wer zum ersten Mal nach Mulberry, Miami Township, Clermont, Ohio kommt, wird sofort bemerken, dass das ganze Dorf ein bisschen wie ein gut gehütetes Geheimnis wirkt – ein Ort, an dem die Zeit scheinbar langsamer läuft, aber das WLAN trotzdem zuverlässig ist.
Ich muss gleich mit meiner Lieblingsattraktion starten: das Mulberry Community Center. Das Gebäude ist nicht gerade ein architektonisches Wunder, aber hier pulsiert das wahre Herz der Gemeinde. Ich habe dort schon das jährliche Chili‑Festival erlebt, bei dem die Einheimischen mit einer Mischung aus Stolz und leichtem Spott darüber reden, wer das schärfste Rezept hat. Parken ist meistens ein Klacks, solange du nicht am Samstagabend nach dem Konzert dort ankommst – dann wird das Feld zu einem kleinen Schlachtfeld aus Autos und Fußgängern.
Ein kurzer Spaziergang weiter liegt das Mulberry Park, ein Stück Grün, das mehr zu bieten hat, als man von einem „Park“ in einer Kleinstadt erwarten würde. Die Spielplätze sind etwas abgenutzt, aber das macht den Charme aus; hier treffen sich die Kids, während die Eltern auf den Bänken sitzen und über die neuesten Entwicklungen in der Stadtpolitik diskutieren – ein Hobby, das hier fast schon olympisch betrieben wird. Ich habe dort einmal ein Picknick mit meinem Nachbarn gemacht, der mir erzählte, dass er seit 30 Jahren jedes Jahr am 1. Mai dort das „Bier‑und‑Brot‑Ritual“ feiert – kein Witz, das ist ein echtes Ritual.
Wenn du ein bisschen Geschichte schnuppern willst, dann schau dir die Mulberry Church of Christ an. Das Gebäude stammt aus den 1880er‑Jahren, und die hölzernen Bänke riechen noch immer nach altem Kiefernharz. Ich verstehe den Hype um alte Kirchen nicht immer, aber hier hat die Gemeinde einen wöchentlichen Chor, der so laut ist, dass du das Echo bis zur nächsten Kreuzung hörst – ein akustisches Highlight, das du nicht verpassen solltest.
Ein weiteres Muss für alle, die gern in die Vergangenheit abtauchen, ist das Mulberry Cemetery. Ja, ein Friedhof als Touristenattraktion klingt erst einmal nach makaberem Marketing, aber die kunstvoll gearbeiteten Grabsteine erzählen Geschichten von Pionieren, die das Land hier aufgekauft haben, um später zu merken, dass das Wetter in Ohio nicht gerade zum Weinbau geeignet ist. Ich habe dort eine alte, leicht verwitterte Grabplatte gefunden, die den Namen „Eleanor “Ellen” McAllister“ trug – sie war angeblich die erste Lehrerin der Gegend, und ihr Nachlass beinhaltet ein Tagebuch, das heute im örtlichen Museum liegt.
Ein kurzer Abstecher führt dich zu den Mulberry Creek Trails, einem Netz von schmalen Pfaden, die entlang des gleichnamigen Bachs verlaufen. Die Wege sind nicht besonders gut markiert, aber das ist Teil des Abenteuers: du musst dich ein bisschen orientieren, und das gibt dir das Gefühl, ein echter Entdecker zu sein. Ich habe dort einmal einen Familienausflug gemacht, bei dem mein kleiner Neffe plötzlich einen Frosch fing und triumphierend verkündete, er habe „den König des Waldes“ entdeckt – ein Moment, den ich nie vergessen werde.
Natürlich darf man die Mulberry Sehenswürdigkeiten nicht nur aus der Ferne betrachten, sondern muss sie selbst erleben. Die Menschen hier sind ehrlich, ein bisschen trocken und immer bereit, dir einen Rat zu geben – sei es, wo du das beste Stück Kuchen bekommst (die Bäckerei an der Ecke, die ich später erwähnen werde) oder wie du das lokale Fußballteam, die Mulberry Mustangs, nicht zu sehr beleidigst, wenn du das Spiel verpasst.
Ein kurzer Abstecher zur Mulberry Bäckerei (offiziell „Sweet Crust Bakery“) lohnt sich immer. Die Besitzerin, eine resolute Frau namens Marge, backt seit über 20 Jahren das beste Apfelkuchen‑Rezept der Region. Ich habe dort einmal einen Stück probiert und sofort gemerkt, dass das Geheimnis nicht nur die Äpfel, sondern die Prise Zimt ist, die sie heimlich aus einem alten Familienrezept beisteuert. Parken ist hier ein Kinderspiel, weil das kleine Parkhaus direkt neben dem Laden liegt – ein echter Bonus, wenn du nach einem langen Spaziergang durch den Park noch etwas Süßes willst.
Zum Abschluss möchte ich noch den Miami Township Historical Society Museum erwähnen, das zwar nicht exakt in Mulberry liegt, aber nur ein paar Minuten Fahrt entfernt ist und einen guten Überblick über die Entwicklung der Region gibt. Ich habe dort eine alte Landkarte gefunden, die zeigt, wie das Gebiet einst von dichten Wäldern bedeckt war – ein interessanter Kontrast zu dem, was wir heute sehen.
Also, wenn du das nächste Mal über Ohio fährst und dich fragst, ob du einen Abstecher nach Mulberry machen solltest, dann denk dran: Hier gibt es mehr zu entdecken, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Und wenn du dann noch das ein oder andere Stück Kuchen mit nach Hause nimmst, hast du den perfekten Beweis, dass du wirklich dort warst.
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