Mal ehrlich, wenn ich das Wort „Medora Sehenswürdigkeiten“ höre, denke ich sofort an das unscheinbare Städtchen, das 1853 als Eisenbahnscheune für die Ohio & Mississippi Railway entstand und nach der Tochter eines frühen Siedlers benannt wurde – ein bisschen kitschig, aber irgendwie charmant. Ich sitze gern im alten Ford‑Pickup, fahre die State Road 135 von Bloomington aus, und nach etwa 45 Minuten lande ich im Herzen von Carr Township, wo das County‑Büro von Jackson kaum mehr als ein Schild und ein paar alte Eichen bietet. Die Geschichte hier ist nicht in grellen Neonlichtern verpackt, sondern in den bröckeligen Backsteinen der ersten Kirche und dem verblassten Friedhof, wo die Gründer noch ihre Namen in die Erde ritten.
Ich verstehe den Hype um die „kleinen Städte mit Herz“ nicht immer, aber das, was ich an Medora wirklich schätze, ist die stille Beständigkeit: ein kleiner Diner, das seit den 60ern dieselben Pfannkuchen serviert, und ein Feld, das im Sommer wie ein endloses Grün leuchtet, weil die Bauern hier noch mit Traktoren statt Drohnen arbeiten. Wenn du mit dem Zug anreist, steig einfach in den Amtrak‑Zug in Indianapolis aus – das Gleis liegt praktisch vor der Tür, und du kannst dich gleich in die lokale Idylle stürzen. Und ja, die „Medora Sehenswürdigkeiten“ sind nicht in einem glänzenden Katalog, sondern in den Gesprächen mit den Menschen, die hier leben, und dem leisen Rauschen des nahegelegenen White River, das dich daran erinnert, dass das wahre Abenteuer oft dort beginnt, wo die Landkarte aufhört.
Ich muss dir von der Medora Covered Bridge erzählen – das ist für mich das Aushängeschild von Medora, und ich verstehe nicht, warum manche Leute lieber in New York nach einem Foto suchen, wenn sie hier ein Stück Geschichte zum Anfassen haben. Die alte Holzkonstruktion spannt sich über den Wildcat Creek, und obwohl sie heute nur noch für Fußgänger offen ist, fühlt man sich beim Überqueren fast wie ein Zeitreisender aus dem 19. Jahrhundert. Parken ist meistens einfach, außer am Samstagabend, da wird es ein echtes Problem, weil dann die ganze Nachbarschaft zum Picknick kommt.
Direkt neben der Brücke liegt das Medora Community Park, ein kleines, aber feines Stück Grün, das mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick vermutet. Ich habe dort einmal ein improvisiertes Fußballspiel mit ein paar Einheimischen gestartet – die Jungs aus der Highschool nehmen das ziemlich ernst, und das Picknick‑Tischchen, das dort steht, hat mehr Kratzer als ein alter Traktor. Der Spielplatz ist zwar nicht der neueste, aber die Schaukel quietscht charmant, wenn man sie in Schwung bringt.
Ein kurzer Spaziergang weiter führt dich zum Medora Town Hall, einem Gebäude aus den frühen 1900ern, das immer noch das Herz der Gemeinde schlägt. Ich habe dort einmal ein Bürgerversammlung besucht, bei der über die neue Müllabfuhr diskutiert wurde – ein echter Thriller, wenn du auf Lokalpolitik stehst. Das Innere ist schlicht, aber die alte Uhr an der Wand tickt noch immer, als wolle sie uns daran erinnern, dass hier die Zeit langsamer vergeht.
Wenn du ein bisschen mehr Nostalgie suchst, schau dir das alte Medora Railroad Depot an. Es steht dort, halb verrostet, halb romantisch, und ich habe dort ein paar verstaubte Fotos von Zugfahrten aus den 1920ern gefunden. Kein Ticketautomat, kein Service, aber ein perfekter Ort, um ein paar Instagram‑Shots zu machen, die deine Freunde glauben lassen, du wärst ein Historiker.
Ein bisschen abseits des Trubels liegt der Wildcat Creek, ein schmaler Fluss, der durch das Dorf schlängelt. Ich habe dort im Sommer versucht zu angeln – die Fische sind nicht gerade riesig, aber das Plätschern des Wassers ist ein beruhigender Kontrast zu den lauten Gesprächen im Diner um die Ecke. Und ja, das ist einer der wenigen Orte, wo du wirklich das Gefühl hast, dass die Natur hier noch ein bisschen ungestört ist.
Ein kurzer Abstecher zum Medora Cemetery mag für manche makaber klingen, aber für mich ist das ein stiller Ort, an dem die Geschichte der Stadt in gravierten Steinen erzählt wird. Ich habe dort die Grabplatte meines Urgroßvaters entdeckt, der 1912 hier begraben liegt – ein kurzer Moment der Reflexion, bevor ich wieder zurück ins lebendige Treiben des Dorfes stürze.
Und weil du ja nach Medora Sehenswürdigkeiten gefragt hast, darf ich nicht das kleine, aber feine Medora Post Office vergessen. Es ist ein winziger Schalter, an dem du ein paar Briefmarken bekommst und gleichzeitig das Gefühl hast, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die noch nicht von Online‑Bestellungen überrollt wurde. Ich habe dort einmal ein Paket abgegeben, das nie ankam – ein klassischer Small‑Town‑Mysterium, das dich gleichzeitig amüsiert und ein bisschen misstrauisch macht.
Der erste Ort, den ich jedem Besucher ans Herz legen muss, ist das weitläufige Hoosier National Forest, das sich nur eine halbe Stunde Fahrt von Medora entfernt erstreckt. Ich habe dort einmal den Cedar Creek Trail ausprobiert – ein schmaler Pfad, der zwischen uralten Buchen und moosbedeckten Steinen hindurchschlängelt und dabei gelegentlich das leise Plätschern des gleichnamigen Bachs preisgibt. Das Parken ist am Wochenende ein kleines Abenteuer: ein paar freie Plätze gibt es am Hauptzugang, aber wenn du nach 10 Uhr ankommst, musst du dich mit einem kurzen Fußmarsch begnügen. Trotzdem lohnt sich das, denn die Aussicht vom Aussichtspunkt am 3‑Meilen-Marker ist schlichtweg atemberaubend und lässt dich für einen Moment vergessen, dass du eigentlich nur auf dem Weg zu einem kleinen Laden in Medora bist.
Ein kurzer Abstecher nach Süden führt dich an den Muscatatuck River, der sich durch das Land windet wie ein schlafender Drache. Ich habe dort im Spätsommer ein Kajak gemietet – das war ein bisschen wie ein improvisierter Kurs in Geduld, weil das Wasser manchmal träge, manchmal wild war. Die Anlegestelle am County Road 135 ist kaum zu finden, wenn du nicht genau hinschaust, aber das Schild mit dem kleinen Holzboot ist ein echter Hinweis für alle, die nicht gern im Dunkeln tappen. Und ja, das Wasser ist nicht immer kristallklar, aber das macht den Charme aus: ein bisschen Schlamm an den Knöcheln erinnert dich daran, dass du nicht im Hotel schwimmst, sondern mitten in Indiana.
Wenn du nach einem kulturellen Gegenpol suchst, ist das Jackson County Historical Museum in Brownstown ein Muss. Ich habe dort einen verregneten Nachmittag verbracht und bin über die alte Scheune gestolpert, die einst als Versammlungsort für die ersten Siedler diente. Die Ausstellung ist nicht gerade mit High‑Tech ausgestattet, aber die handgeschriebenen Tagebücher und die alten Werkzeuge geben dir das Gefühl, dass Geschichte hier nicht in staubigen Büchern, sondern in den Händen der Menschen weiterlebt. Das Museum hat einen kleinen Parkplatz hinter dem Gebäude – meistens leer, außer wenn die Schulklasse aus der Nähe kommt, dann musst du ein paar Meter weiter die Straße entlanglaufen.
Ein kurzer Spaziergang vom Museum entfernt liegt der imposante Jackson County Courthouse, ein Backsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert, das stolz über die Hauptstraße blickt. Ich habe dort einmal ein Gerichtsverfahren beobachtet – nicht gerade das, was man in einem Reiseführer findet, aber das Knarren der Holzbank und das Murmeln der Anwesenden haben dem Ort eine fast filmreife Atmosphäre verliehen. Das Innere ist nicht für Besucher geöffnet, aber das Äußere mit seinen kunstvollen Säulen und dem Uhrturm ist ein perfektes Fotomotiv, besonders wenn die Sonne hinter den Bäumen der Stadtunterseite untergeht.
Ein bisschen weiter östlich, fast eine Stunde von Medora, liegt Patoka Lake, das größte Stausee‑Erholungsgebiet im Süden von Indiana. Ich habe dort ein Wochenende mit meinem Freund verbracht, wir haben geangelt, ein bisschen gegrillt und abends am Lagerfeuer Marshmallows geröstet – das war fast zu romantisch für meine eher zynische Art, aber ich gebe zu, das Wasser glitzerte im Mondlicht wirklich schön. Der See hat mehrere Anlegestellen, von denen die meisten kostenfrei sind, aber die beliebtesten (wie die am Weststrand) füllen sich schnell, besonders an warmen Samstagnachmittagen.
Für die, die lieber auf festem Boden bleiben, gibt es den Hickory Ridge Trail im selben National Forest. Der Weg ist kürzer als der Cedar Creek, aber dafür steiler und führt zu einem kleinen Aussichtspunkt, von dem man das Tal überblicken kann, als wäre man auf einem Filmset. Ich habe dort einmal einen alten Jäger getroffen, der mir erzählte, dass er seit den 70ern jedes Jahr im Oktober hierher kommt, um die Herbstfarben zu fotografieren – ein gutes Argument, warum man den Trail nicht nur im Sommer, sondern zu jeder Jahreszeit besuchen sollte.
Ein weiteres Highlight, das ich nicht verschweigen will, ist das alljährliche Jackson County Fairgrounds-Festival im August. Die Messe ist ein Sammelsurium aus Fahrgeschäften, lokalen Kunsthandwerken und einer Menge von Essensständen, die alles von frittierten Maiskolben bis zu hausgemachtem Apfelkuchen anbieten. Ich habe dort einmal versucht, ein Stück „Funnel Cake“ zu essen, während ich gleichzeitig ein Gespräch mit einem ehemaligen Highschool‑Lehrer über die besten Angelplätze am Muscatatuck führte – das Ergebnis war ein klebriger, aber glücklicher Bauch. Parken ist am Freitagabend noch ein Kinderspiel, aber am Samstagabend kann man das Gefühl haben, in einem Labyrinth aus Autos zu stecken.
Ob du nun die stillen Pfade des Hoosier National Forest erkunden, am Muscatatuck River paddeln, in Brownstown Geschichte atmen oder am Patoka Lake die Seele baumeln lassen willst – die Umgebung von Medora bietet mehr als genug Abwechslung, um jeden Tag etwas Neues zu entdecken. Und genau das macht die Medora Sehenswürdigkeiten zu einem unterschätzten Schatz für alle, die Indiana jenseits der Autobahnen erleben wollen.
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